Glauber: Hochwasserschutz an Inn und Salzach verbessern
Inn-Studie veröffentlicht
Pressemitteilung Nr. 101/23
Verschiedene Maßnahmen des Hochwasserschutzes entlang von Inn und Salzach haben das Potenzial, den Schutz der Menschen dort deutlich zu verbessern. Das ist das Ergebnis der sogenannten Inn-Studie, die jetzt veröffentlicht wurde. Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber betonte dazu heute in München: "Hochwasserschutz ist eine Zukunftsaufgabe mit höchster Priorität. Die Inn-Studie schafft fundierte Grundlagen für den Hochwasserschutz entlang von Inn und Salzach bis nach Passau. Jetzt geht es darum, auf Basis der Studie konkrete Verbesserungen des Hochwasserschutzes zu planen und umzusetzen. Im Ernstfall zählt jeder Zentimeter. Die Inn-Studie zeigt große Potenziale für den Hochwasserschutz, die wir zum Schutz der Menschen jetzt im Detail weiter untersuchen lassen. Wir setzen auf Transparenz und eine enge Beteiligung der Region. Dazu werden Informationsveranstaltungen und Dialoge vor Ort folgen." Bei der Inn-Studie handelt es sich um eine Potenzialstudie und nicht bereits um eine konkrete Planung. Die Studie untersucht, welche Maßnahmen zum Hochwasserschutz denkbar sind und welche Wirkungen diese Maßnahmen haben können. Im Zentrum der Studie standen die Themen Flutpolder, Deichrückverlegungen und Stauraumbewirtschaftung.
Flutpolder und Deichrückverlegungen:
Mit Hilfe eines digitalen Modells wurden in einem technisch hochkomplexen Verfahren an Inn und Salzach verschiedene Rückhalteräume identifiziert, die in vier Flussabschnitten im Hinblick auf die jeweilige Wirkung analysiert wurden. Ergänzt durch weitere technische und wirtschaftliche Bewertungen sowie eine naturschutzfachliche Übersichtsbewertung wurden insgesamt zehn potenzielle Standorte für Flutpolder identifiziert. Die beste Gesamtbewertung erzielte dabei der Standort Feldkirchen bei Rosenheim. Mit diesem Flutpolder wäre beispielsweise eine Scheitelabsenkung am Pegel Wasserburg um bis zu 15 Prozent möglich. Die zweitbeste Gesamtbewertung erzielte der Standort Inzing, mit dem eine Absenkung der Scheitelwelle am Pegel Passau-Ingling um 18 Prozent möglich wäre. Für die zehn potenziellen Flutpolderstandorte ist als nächster Schritt vorgesehen und erforderlich, die Frage der Wirtschaftlichkeit noch detaillierter zu untersuchen. Erst anschließend sind weitere Aussagen möglich, welcher Standort weiterverfolgt werden kann.
Bei den ebenfalls untersuchten Deichrückverlegungen zeigte sich dagegen, dass die Auswirkungen auf die Hochwasserscheitel gering sind. Mögliche Deichrückverlegungen werden deshalb vorrangig im Hinblick auf eine lokale Wasserspiegelabsenkung sowie einen ökologischen Nutzen weiter geprüft.
Stauraumbewirtschaftung:
Durch eine Vorabsenkung der untersten acht Stauanlagen am Inn und einen dortigen gezielten Wiederaufstau der durchlaufenden Hochwasserwelle kann am Pegel Passau-Ingling eine Abflussminderung von bis zu neun Prozent erreicht werden. Damit ist die Stauraumbewirtschaftung am Inn eine zusätzliche Maßnahme des Hochwasserschutzes. Sie kann ohne größere bauliche Maßnahmen umgesetzt werden. Staustufen und Flutpolder ergänzen sich außerdem in ihrer Wirkung. In einem nächsten Schritt soll deshalb eine Vorplanung zur Stauraumbewirtschaftung beispielhaft für zunächst zwei Staustufen am Unteren Inn (Egglfing-Obernberg und Ering-Frauenstein) erfolgen. In diesem Rahmen werden Aspekte wie etwa Fragen des Naturschutzes und der Standsicherheit der Staudämme näher untersucht.
Unterschiede zwischen Inn und Donau:
Mit der Inn-Studie liegt neben dem Flutpolderkonzept für die Donau nun eine weitere detaillierte Untersuchung für ein großes Flusssystem vor. Dabei zeigen sich wesentliche Unterschiede zwischen Inn und Donau. Entlang des Inn besteht, bedingt durch den Staustufenausbau, über weite Strecken bereits jetzt ein Schutz vor einem 1.000-jährlichen Hochwasser. Dementsprechend können Flutpolder, die für Extremhochwasser vorgesehen sind, nur in wenigen Bereichen wie etwa zwischen Wasserburg und Mühldorf sowie in einigen Teilbereichen von Schärding und Passau überhaupt eine Wirkung entfalten. Entlang der Donau ist hingegen ein Schutz vor einem 100-jährlichen Hochwasser vorgesehen. Die Wirkung möglicher Flutpolder erstreckt sich damit auf sehr große und zum Teil dicht besiedelte Flächen im gesamten bayerischen Donautal.
Auch bei der Bewirtschaftung der Staustufen ergibt sich ein wesentlicher Unterschied. Denn die untersuchten Staustufen am Inn sind im Gegensatz zu den Donau-Staustufen so hoch aufgestaut, dass der durch eine Vorabsenkung frei gemachte Rückhalteraum auch bei großen Hochwassern zur Verringerung des Hochwasserscheitels genutzt werden kann. An der Donau füllen sich frei gemachte Rückhalteräume dagegen durch den Rückstau des Hochwassers von unterhalb weitestgehend wieder auf.
Die Inn-Studie besteht aus sechs Teilprojekten, die unter Federführung des Bayerischen Landesamts für Umwelt von der TU München, der TU Wien und der Universität Kassel erarbeitet wurden. Untersucht wurden der Inn ab Oberaudorf auf einer Länge von rund 210 Kilometern sowie die Salzach ab der Saalachmündung auf einer Länge von rund 60 Kilometern.
Weiterführende Informationen zur Inn-Studie sowie eine Karte sind verfügbar unter www.stmuv.bayern.de