Scharf: Maßnahmen zum Artenschutz brauchen solide Datenbasis
Aktualisierte Rote Listen veröffentlicht
Pressemitteilung Nr. 110/16
Weltweit ist derzeit ein stetiger Verlust der biologischen Vielfalt in der Natur zu erkennen. Um dem Artenschwund durch gezielte Maßnahmen entgegenzuwirken, sind aktuelle Daten zum Bestand der Tier- und Pflanzenarten erforderlich. Darauf wies die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf anlässlich der Fortschreibung der Roten Listen für Bayern hin. "Das einzigartige bayerische Naturerbe benötigt unseren besonderen Schutz. Es ist unsere ethische Verpflichtung, die Vielfalt der Natur für künftige Generationen zu erhalten. Die Roten Listen sind eine wertvolle Grundlage für den Naturschutz in Bayern – beispielsweise für Artenhilfsprogramme. Die hohe Qualität der Roten Listen sind auch ein Beleg für das herausragende ehrenamtliche Engagement im Bayerischen Naturschutz." Für die vierte Fortschreibung der Roten Listen wurden in einem ersten Arbeitsschritt die Artengruppen der Vögel, Heuschrecken und Tagfalter bearbeitet und veröffentlicht. Weitere Artengruppen werden anschließend folgen. Die Listen sind auf der Internetseite des Bayerischen Landesamts für Umwelt verfügbar. An der Erstellung haben Experten und Ehrenamtliche aus Wissenschaft, Umweltverwaltung und Naturschutzorganisationen unter Federführung des Bayerischen Landesamts für Umwelt mitgewirkt.
Bayern ist besonders artenreich - hier kommen rund 60.000 der insgesamt 80.000 Arten Deutschlands vor. Doch die Naturschätze sind bedroht: rund 40 Prozent der Arten befinden sich auf der Roten Liste. 5,7 Prozent der bayerischen Tier- und 3,5 Prozent der Pflanzenarten sind im Freistaat bereits ausgestorben. Mit dem Biodiversitätsprogramm Bayern 2030 der Staatsregierung hat der Freistaat ein deutliches Zeichen gesetzt, dass er sich dem Artenschwund entgegenstellt. In allen Regierungsbezirken laufen maßgeschneiderte Artenhilfsprogramme für gefährdete Tiere und Pflanzen. Scharf: "Unsere Artenhilfsprogramme bilden einen Rettungsschirm gegen den Artenschwund. Ein verlorenes Kleidungsstück kann man nachkaufen, eine verlorene Art nicht." Mit inzwischen über 100 bayerischen Artenhilfsprogrammen konnte bereits vielen Arten wie Steinadler oder Weißstorch geholfen werden. Beim Weißstorch gibt es in Bayern inzwischen 340 Brutpaare, die höchste Brutpaarzahl seit Beginn der Aufzeichnungen um 1900. Auch die Bestände der hochgradig gefährdeten Fledermausart Große Hufeisennase haben sich deutlich erholt. Die einzige Wochenstube in Deutschland findet sich in der Oberpfalz. Dort konnte der Bestand von 11 Tieren in 1986 auf mittlerweile über 150 Exemplare in 2016 gesteigert werden.
Die Menschen im Freistaat profitieren von Maßnahmen zum Schutz und Erhalt von Tier- und Pflanzenarten unmittelbar. Kinder und Erwachsene können bei Wanderungen einzigartige Naturschönheiten entdecken und die bedrohten Tier- und Pflanzenarten kennenlernen. Scharf: "Wir wollen den sanften Tourismus in Bayern weiter voranbringen. Bayern ist ein einzigartiges Ökoreiseziel. Die Menschen wollen ihre Heimat erleben. Wir machen den ländlichen Raum zu einer Oase der Naherholung und stärken damit auch den Naturschutz vor Ort. Intakte Natur und eine prächtige erlebbare Artenvielfalt sind ideale Argumente für eine Region."
Insgesamt werden im Freistaat jährlich über 85 Millionen Euro in den Naturschutz investiert. Beispielsweise werden Mittel für die naturschutzgerechte Bewirtschaftung und Pflege von Flächen bereitgestellt. Viele Tier- und Pflanzenarten profitieren von den diversen Förderprogrammen.
Weitere Informationen unter www.natur.bayern.de