Mikroplastik
Die Verschmutzung der Meere durch Plastikmüll ist mittlerweile als weltweites Problem anerkannt. In den letzten Jahren durchgeführte Untersuchungen zeigen, dass Mikroplastik auch in Binnengewässern nachweisbar ist. Bayern hat als erstes Bundesland mögliche Gefahren für die Umwelt und die menschliche Gesundheit wissenschaftlich klären lassen.
Warum gibt es Mikroplastik in Gewässern und Meeren?
Als Mikroplastik bezeichnet man Kunststoff-Partikel, die kleiner als fünf Millimeter sind. Eine Ursache für die Entstehung von Mikroplastik ist - in Binnengewässern wie auch in den Meeren - unsachgemäß entsorgter Plastikmüll. Im Lauf der Zeit wird der Kunststoff spröde und zerfällt in kleine Teilchen bis in Millimetergröße , die dann sehr lange in der Umwelt verbleiben können.
Neben dem Eintrag durch unerlaubt weggeworfenen Plastikabfall oder durch Windverwehung von – insbesondere in Asien – unsachgemäß betriebenen Mülldeponien können Kunststoffteilchen auch auf andere Arten in die Umwelt eingetragen werden. So werden zum Beispiel Kosmetika wie Duschgel, Peelings oder Zahnpasta sogenannte microbeads, kleine Kunststoffkügelchen, zugesetzt, wo sie für "Peeling" und bessere Reinigung sorgen. Die Mikroplastik-Kügelchen, sogenannte "Abrasiva", sind in solchen Produkten oft kleiner als ein halber Millimeter. Große Hersteller der Kosmetikindustrie haben mittlerweile zugesagt, bis 2020 ganz auf den Zusatz dieser Stoffe zu ihren Produkten zu verzichten. Gleichzeitig wird auf EU-Ebene über ein Verbot diskutiert.
Schließlich können beim Waschen ausgeschwemmte Kunststofffasern aus der Kleidung über das Abwasser in die Kläranlagen geschwemmt werden. Eintragsquellen sind auch der Abrieb von Fahrzeugreifen und Schuhsohlen sowie von Sportplätzen mit Kunstrasen.Da Kunststoffpartikel in den Kläranlagen nicht abgebaut werden, können sie von dort entweder in den Klärschlamm oder direkt in die Oberflächengewässer gelangen.
Mit wissenschaftlichen Erkenntnissen Sicherheit für die Menschen schaffen
Das Bayerische Umweltministerium hat zwei Forschungsvorhaben in Auftrag gegeben, um mehr Klarheit über mögliche Gefahren für die Umwelt und die Gesundheit von Menschen und Tieren zu schaffen.
Auswirkungen von Mikroplastik auf die bayerischen Flüsse und Seen
Das erste Forschungsvorhaben untersucht das Vorkommen und die möglichen Auswirkungen von Mikroplastik in bayerischen Gewässern. Damit wurden die Universität Bayreuth und die TU München sowie das Landesamt für Umwelt beauftragt. Durch das Forschungsvorhaben wurden bestehende Kenntnislücken geschlossen und eine bessere Datenbasis geschaffen, um eventuelle Risiken abschätzen zu können.
Im Rahmen des Forschungsvorhabens werden drei Schwerpunkte verfolgt:
Zunächst war es notwendig, ein bereits bestehendes Nachweisverfahren so weiterzuentwickeln, dass sich die Partikel schnell und sicher identifizieren und auswerten lassen.
In einem zweiten Schritt wurden an repräsentativen Standorten Untersuchungen auf Mikroplastik an, Seen, Fließgewässern, in Sedimenten sowie in Kläranlagenabläufen durchgeführt.
Der dritte Teil des Vorhabens beschäftigte sich mit dem Verbleib von Mikroplastik in den Gewässern. Im Meer wird der Kunststoffmüll häufig von Organismenaufgenommen. Die Forscher klären, ob dieses Problem auch bei heimischen Wasserorganismen auftritt und wie es sich gegebenenfalls auf die Ökosysteme auswirkt.
Kurzfassung der Ergebnisse:
Ein neuer Forschungsbericht zum Vorkommen von Mikroplastik in bayerischen Seen zeigt erneut die Relevanz des Themas auf. Im Rahmen des vorliegenden Mikroplastik-Berichts wurden Chiemsee, Starnberger See, Ammersee und Altmühlsee auf Mikroplastik-Teilchen untersucht.
Die wesentlichen Feststellungen des Berichts sind:
Beim Großteil der nachgewiesenen Mikroplastikpartikel handelt es sich um sekundäres Mikroplastik. Dieses entsteht z. B. aus Reifen- und Schuhsohlen-Abrieb sowie aus unsachgemäß entsorgtem Plastikmüll, der in Flüsse und Seen gelangt und dort in immer kleinere Einzelteile zerfällt.
Makroplastik (Teilchen größer als 5 mm) wurde ausschließlich in Ufersedimentproben nachgewiesen. Mit Konzentrationen zwischen 14 und 410 Partikeln pro Quadratmeter wiesen alle Seen an mindestens einer Messstelle große Kunststoffteilchen auf.
Mikroplastik (Teilchen kleiner als 5 mm) wurde in allen Gewässerkompartimenten gefunden. Die Mikroplastikkonzentrationen waren in den Wasserproben insgesamt sehr gering. In oberflächennahen Wasserproben der Seen lag die Partikelkonzentrationen bei maximal 42 Partikeln pro Kubikmeter.
Die höchsten Mikroplastikkonzentrationen sind im Ufersediment der Seen nachweisbar. Die an den einzelnen Messstellen ermittelten Konzentrationen variierten jedoch sehr stark. Im Schnitt wurden rund 17.000 Partikel pro Quadratmeter nachgewiesen.
Unabhängig von See und Gewässerkompartiment lag an den meisten Messstellen der Anteil kleiner Kunststoffpartikel mit einer Größe zwischen 1.000 und 20 Mikrometer deutlich über 90 Prozent.
Ausführlicher Bericht:
Mikroplastik in Lebensmitteln? Mögliche Gesundheitsfolgen ausschließen
Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) untersucht im Rahmen eines Forschungsvorhabens, ob sich Mikroplastik in der Umwelt auf die menschliche Gesundheit auswirken kann. Über das Ausmaß und mögliche langfristige Auswirkungen ist bisher zu wenig bekannt, um belastbare Aussagen über ein mögliches Gesundheitsrisiko der Bevölkerung treffen zu können. Bisherigen Forschungen zufolge liegen keine Hinweise auf Gesundheitsgefahren vor. Jedoch will Bayern mögliche Risiken für die Verbraucher anhand neuer Forschungsergebnisse fundiert abschätzen.
Vorrangig erforscht das LGL die Frage der Belastung von Lebensmitteln mit Mikroplastik. Dazu ist es notwendig geeignete Nachweisverfahren für Mikroplastik in verschiedenen Lebensmitteln wie Getränken, in Kunststoff verpackten Lebensmitteln oder aquatischen Lebensmitteln zu entwickeln Im Ergebnis soll das Vorhaben qualitätsgesicherte Daten in der notwendigen Breite liefern, um verlässliche Aussagen über die Aufnahme von Mikroplastik beim Menschen zu ermöglichen.
Ziel ist es, eine Gesamtkonzeption zum Thema Mikroplastik aus Sicht des gesundheitlichen Verbraucherschutzes zu erarbeiten und dazu die bereits laufenden Aktivitäten zu bündeln.
Initativen des Bayerischen Umweltministerium
<- Eine Bundesratsinitiative für ein umfassendes Verbot von Einweg-Plastiktüten in Deutschland wird derzeit beraten.
- Bemühungen für eine Vermeidung und Reduzierung von Kunststoffabfällen aus der Verpackung von Lebensmitteln und aus der Außer-Haus-Gastronomie (Stichwort „Coffee-to-go-Becher“) werden unternommen.
- Ein Konzepts, auf dessen Grundlage die öffentliche Verwaltung bei der Erfüllung ihrer Aufgaben, bei der Nutzung ihrer Grundstücke und Einrichtungen sowie bei ihren Veranstaltungen auf Plastiktüten und Einweg-Plastik verzichten kann, soll erarbeitet werden.
- Eine bayerische Initiative gegen Mikroplastikzusätze in Kosmetikprodukten hat der Bundesrat bereits am 15.03.2019 angenommen.
- Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz sensibilisiert darüber hinaus die Öffentlichkeit für das Thema.
Was kann man selbst tun?
Eine bedeutende Ursache für Mikroplastik in der Umwelt ist unachtsam weggeworfener Plastikmüll. Ein nicht unwesentlicher Teil davon besteht aus coffee-to-go-Bechern und Deckeln. Jahr für Jahr werden 2,8 Milliarden dieser Becher in Deutschland einmalig gebraucht und anschließend als Abfall entsorgt – im schlimmsten Fall unerlaubt weggeworfen. Verbraucher sollten sich bewusst sein, dass sie mit ihrem Verhalten zum Umweltschutz beitragen können, wenn sie z.B. auf den Kauf von Einwegbechern ganz verzichten und stattdessen Mehrwegbecher verwenden.
Und Sie können in Ihrem Alltag den Verbrauch von Plastik weiter reduzieren. Seit 2016 ist der Verbrauch von Plastiktüten von 45 pro Kopf und Jahr auf 24 Plastiktüten reduziert worden. Dennoch ergibt auch das in Deutschland einen Berg von jährlich über 2 Milliarden Stück.
Auf jeden Fall muss jedem Verbraucher klar sein, dass leere Verpackungen – dazu gehören auch geleerte Einweg-Becher für den Kaffee unterwegs – auf der Straße oder auf der Wiese im Stadtpark nichts verloren haben. Wer Abfall aus Kunststoff ordnungsgemäß in der Gelben Tonne oder in dafür bereitgestellten Abfallbehältern entsorgt und nicht aus Bequemlichkeit einfach fallen lässt, tut schon sehr viel für die Verhinderung von Mikroplastik!
Kosmetikartikeln zugesetzte sogenannte „microbe" tragen zwar nur zu einem geringen Teil zur Mikroplastikbelastung der Umwelt bei, sie sind aber auch leicht verzichtbar. Umwelt- und Verbraucherverbände informieren Sie darüber, welche Produkte betroffen sind. Die internationale Kampagne "Beat the Microbead" stellt eine kostenlose App für Smartphones zur Verfügung. Per Barcode erkennen Sie so, welche Produkte Plastikteilchen enthalten.
Weiterführende Informationen
Produktlisten
- Beat the Microbead – Internationale Kampagne gegen Microbeads in Kosmetik: Produktlisten
- Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND): Produktliste