Musik soll Spaß machen - nicht taub
Bis zu 10 Mio EU-Bürgern drohen Hörschäden – Musik in Diskotheken zu laut –
MP3-Player nicht zu laut aufdrehen
Die Schwerhörigkeit unter Jugendlichen hat erschreckend zugenommen. Studien zeigen, dass bereits 25 Prozent der Jugendlichen schlechter hören, andere Studien geben noch höhere Zahlen an. Die Gründe für diese Entwicklung liegen nicht nur an einem höheren Lärmumfeld in unserer Gesellschaft. Gerade unter Jugendlichen ist eine der Hauptursachen für Schwerhörigkeit durch Lärm die extrem laute Musik beim Diskobesuch oder die Dauerbeschallung durch MP3-Player, die stundenlang am Ohr hängen.
Musikhören ist aus dem Leben unserer Jugendlichen nicht mehr wegzudenken: 31 Prozent der Jungen und 46 Prozent der Mädchen (14 bis 17 Jahre) hören insgesamt mehr als drei Stunden am Tag Musik (nicht nur über Kopfhörer). Untersuchungen in Deutschland zeigen, dass unsere Kinder schon sehr früh anfangen, Musik über Kopfhörer zu hören:
- 10 Prozent der 6- bis 7-jährigen und 50 Prozent der 12- bis 13-jährigen besitzen einen MP3-Player,
- 43 Prozent der Heranwachsenden 6- bis 13-jährigen besitzen einen iPod®, Walk- oder Discman,
- ein Drittel unserer Jugendlichen hören mindestens eine Stunde am Tag Musik über Kopfhörer.
EU-Studie und Sicherheitsnorm zu tragbaren Musikgeräten
Im September 2008 wurde in Brüssel ein Gutachten der Expertengruppe "Neu auftretende und neu identifizierte Gesundheitsrisiken“ (SCENIHR) veröffentlicht - siehe "Weiterführende Inforamtionen am Ende dieser Seite" . Ausgehend von Erkenntnissen aus dem Arbeitsschutz kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss: Wer jede Woche mehr als eine Stunde pro Tag bei hoher Lautstärke Musik hört (d.h. über 89 Dezibel ) und das mindesten fünf Jahre lang praktiziert, riskiert einen Gehörschaden, der irreversibel ist.
Der Geräuschpegel bei tragbaren Abspielgeräten ist durch eine europäische Sicherheitsnorm auf 100 Dezibel begrenzt. Bleibende Schäden entstehen erst durch eine zu laute Dauerbeschallung. Diese Art von Musikkonsum ist aber nicht unüblich: 5 bis 10 Prozent der Nutzer von tragbaren Musikabspielgeräten hören tatsächlich so laut und so lange. Hinzu kommt, dass MP3-Player weit verbreitet sind und viel häufiger genutzt werden als frühere Walk- oder Discmen. In der EU hören täglich 50 bis 100 Millionen Menschen Musik mit solchen Geräten. Das heißt: 2,5 bis 10 Millionen Menschen in der EU laufen Gefahr, mit einem derartigen Musikkonsum dauerhaft ihr Gehör zu schädigen.
Maßnahmen in Bayern: Initiative earaction
Lärmschwerhörigkeit bei Jugendlichen ist seit vielen Jahren ein Thema der bayerischen Gesundheitspolitik: Durch zielgruppenorientierte Aufklärung wird mit dem Projekt "earaction" auf das Problem aufmerksam gemacht. Es wurde eine mehrsprachige Internetversion erstellt und weiterführende Schulen mit einer CD-Version ausgestattet. Mit der innovativen "Response Funktion“ werden mit "earaction" auch Informationen gewonnen. Diese erlauben zwar keine Aussage wie eine wissenschaftliche Studie, sie vermitteln aber einen Eindruck von Hörgewohnheiten: ca. 19 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen hören mehr als drei Stunden Musik am Tag. Ein Drittel gibt an, schon mal Probleme mit dem Gehör gehabt zu haben, zum Beispiel Tinnitus.
Darüber hinaus hat Bayern zwei DJ-Schulungen in Kooperation mit der Technikerkrankenkasse durchgeführt. Insgesamt nahmen 320 DJs an diesen Schulungen teil. Die DJs, die kein Berufsbild oder Fachausbildung haben, lernen dabei die Gesundheitsrisiken kennen, die sie den Besuchern zumuten. Eine Messung und Auswertung in 20 bayerischen Diskotheken ergab, dass die Schallpegel insgesamt sehr hoch sind und der empfohlene Richtwert von weniger als 100 dB (A) in dem meisten Fällen überschritten wurde.
Weiterführende Informationen
Links
- www.earaction.de - Initiative "earaction - is it loud?"
- Messungen der Schallpegel in Discotheken
- EU-Studie zu tragbaren Musikgeräten