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Fragen zum Thema Biodiversität
Wie wirkt sich der Klimawandel auf die Biodiversität aus?
Als wesentliche Effekte des aktuell stattfindenden Klimawandels gelten die globale Erwärmung, der Anstieg des Meeresspiegels, die Veränderung der Niederschlagsverteilung und das gehäufte Auftreten von Witterungsextremen.
Konkrete Folgen des Klimawandels auf die Biodiversität sind u.a. aufgrund der Komplexität von Ökosystemen zumeist nur bedingt vorhersagbar. Erhebliche Auswirkungen sind zwangsläufig aus der Tatsache abzuleiten, dass sich mit der Veränderung der Klimazonen auch die Vegetationszonen verschieben.
Bei einer Temperaturerhöhung von 1°C ist von einer Verschiebung der Vegetationszonen um etwa 200-300 Kilometer in Richtung der Pole bzw. um rund 150 Höhenmeter auszugehen.
In Europa existieren mittlerweile Felduntersuchungen und Modellberechnungen, die Konsequenzen der Klimaerwärmung auf Lebensräume und Artengemeinschaften werfen. Demnach ist davon auszugehen, dass Artengemeinschaften fragmentiert und neu kombiniert werden.
Mit Verlusten hochangepasster sensibler Arten oder nur gering wanderungsfähigen Arten (z.B. kälteangepasste Taxa, Eiszeitrelikte) und Arealausweitungen gewöhnlicher Arten ist zu rechnen. Standvögel wie Blaumeise und Kohlmeise profitieren von milden Wintern und besetzen die günstigen Brutplätze, bevor die Zugvögel angekommen sind. Für Langstreckenzieher (z.B. Trauerschnäpper) kommt das Problem der Verschiebung (Desynchronisation) von Nahrungsangebot an Insekten und der Jungenaufzuchtphase hinzu.
Positive Bestandsentwicklungen wärmeliebender Arten (z.B. Bienenfresser, Holzbiene Xylocopa violacea) und Zuwanderungen von Arten aus dem Mittelmeerraum sind bereits heute in allen Artengruppen feststellbar.
Die Trockenjahre 2018, 2019 und Anfang 2020 zeigen zudem, wie schnell sich Extremereignisse – die als Vorzeichen des Klimawandels anzusehen sind – auswirken können. Auffällig sind beispielsweise die Schäden an Waldbäumen, die durch Pilze (z.B. Diplodia-Pilz bei der Kiefer) und Insekten (Borkenkäfer an der Fichte) deutlich beschleunigt werden. Der schnelle Klimawandel führt wie die Beispiele zeigen zu instabileren Lebensgemeinschaften.
Die Alpen und Mittelgebirge werden stärker als das Flachland betroffen sein. So zeichnen sich die schwerwiegendsten Auswirkungen bei den spezialisierten alpinen Arten ab: Pflanzenarten der Hochlagen werden zunehmend von Pflanzen aus tieferen Lagen verdrängt und sterben aus, sobald auch die Berggipfel als Rückzugsräume verloren sind.
Teilweise laufen die Prozesse sehr schnell ab, so sind in den letzten Jahren massive Rückgänge der Schneetälchen-Gesellschaften der Alpen zu beobachten, die von häufigeren Arten verdrängt werden. Der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimawandel (IPCC) (2007) geht davon aus, dass 25 – 30 % der Arten weltweit aufgrund des Klimawandels aussterben werden.
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