Aushändigung des Bundesverdienstkreuzes am 03.12.2019
Laudatio für Frau Anneliese Woschke
Frau Anneliese Woschke engagiert sich seit frühester Jugend mit hohem zeitlichen Engagement in der schlesischen Landsmannschaft für den Erhalt, die Pflege und die Kulturarbeit der schlesischen Tradition.
Frau Woschke ist Nachkomme einer heimatvertriebenen Familie aus Schlesien, die im oberfränkischen Ebermannstadt eine neue Heimat fand. Bereits als 7-jähriges Mädchen war sie in der Kindergruppe des Ortsverbandes Ebermannstadt aktiv. Es folgten viele Jahre als aktives Mitglied in der schlesischen Jugend sowie in der Vorstandschaft der schlesischen Jugend Bayern. 1982 übernahm Frau Woschke das Amt der Schriftführerin und seit 1989 ist sie 1. Vorsitzende der Landsmannschaft Schlesien – Ortsgruppe Ebermannstadt. Seit 30 Jahren führt sie den Ortsverband in vorbildlicher Weise und organisiert und gestaltet ein vielfältiges und abwechslungsreiches Vereinsleben, wie z.B. Fahrten nach Schlesien und zu Museen. Darüber hinaus organisiert sie viele Feste und Aktivitäten, um die schlesische Kultur einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dazu zählen u. a. das Häckerle-Essen, Tag der Heimat und die schlesische Weihnachtsfeier. Daneben belebte Frau Woschke den schlesischen Brauch des „Sommersingens“, der in der schlesischen Mundart „Summern“ genannt wird. Bei dieser seit Jahrhunderten gepflegten Tradition ziehen Kinder am 3. Sonntag vor Ostern mit bundbebänderten Stecken zu Mitgliedern und Freunden der Landsmannschaft, geben überlieferte Verse und Mundartlieder zum Besten und bitten um eine Gabe. Symbolisch wollen sie damit den Winter vertreiben und den Sommer ankündigen. Zudem nimmt Frau Woschke bei vielen Trachtenfesten selbst in Tracht teil und war viele Jahre aktives Mitglied der Eichendorff-Tanzgruppe Forchheim.
Über den Ortsverband hinaus setzt sich Frau Woschke seit langem erfolgreich für die Frauenarbeit in der Landsmannschaft Schlesien ein, zunächst als stellvertretende und seit 2002 als 1. Landesfrauenreferentin der Landsmannschaft Schlesien in Bayern. Als Landesfrauenreferentin hält sie für die weiblichen Mitglieder der Landsmannschaft Tagungen und Seminare, hauptsächlich im Haus der Heimat in Nürnberg. Zusätzlich gibt sie regelmäßig ausführliche Rundschreiben über die schlesische Kulturarbeit heraus. Im September 2017 wurde Frau Woschke zudem zur Bundesfrauenreferentin gewählt; seither organisiert sie Tagungen und Lehrgänge auch auf Bundesebene. Die Frauenarbeit ist ein wichtiger Aspekt, da die Frauen vor Ort als Multiplikatoren und Kulturträgerinnen der Landsmannschaft wirken. In ihrer Funktion als Frauenreferentin vertritt sie die Frauen der Landsmannschaft auch im Bayerischen Landesfrauenrat, ein Zusammenschluss von 48 Frauenverbänden und –gruppen gemischter Landesverbände, und trägt zur Verwirklichung von Gleichberechtigung und Chancengleichheit bei.
Weiterhin ist Frau Woschke Mitglied des Kuratoriums der „Stiftung Schlesien.Bayern -MMIX-“, die 2009 ins Leben gerufen wurde. Stiftungszweck ist die Förderung und Durchführung von Maßnahmen, um das schlesische Kulturerbe zu vermitteln, zu erhalten und zu pflegen. Als 2015 in Straubing ein geeignetes Museumsgebäude gefunden wurde, setzte sie gemeinsam mit der Vorstandschaft in unzähligen, ehrenamtlichen Arbeitsstunden die Idee eines „Hauses der Schlesier in Bayern“ um. Es musste ein schlüssiges und attraktives Museums- sowie ein Raumkonzept erarbeitet werden. Damit das Museum mit Leben erfüllt wird, brachte die Vorgeschlagene ihre Erfahrung und umfassende Sachkenntnis der schlesischen Kultur in hohem Maße ein. Nicht zuletzt dank ihres Einsatzes konnte 2017 nach langer Vorarbeit das „Schlesische Schaufenster“ (Museum und Dokumentation) in Straubing eröffnet werden.