IPP in der Papierindustrie
Zusammen mit der bayerischen Papierindustrie wurden in den letzten Jahren insgesamt drei IPP-Projekte durchgeführt:
Projekt 1: Ökoeffizienzanalyse von Reststoffströmen der Papierindustrie
Ziel
Ziel war die Untersuchung des Umgangs mit Reststoffen aus der Papierherstellung und die Ableitung daraus resultierender Optimierungsansätze unter IPP-Gesichtspunkten im Rahmen einer Ökoeffizienzanalyse.
Mit Bezugsjahr 2004 wurden zunächst der Ist-Zustand der Abfallströme hinsichtlich Menge, durchschnittlicher Zusammensetzung und Transportentfernungen abgeschätzt. Dabei wurden folgende Reststoffe untersucht:
- Deinkingrückstände
- Rinde/Holzreste
- Verbrennungsrückstände
- Sortierrückstände aus der Altpapieraufbereitung
- Rückstände aus der Abwasseraufbereitung
Die dafür erforderlichen Daten und Informationen trugen die im Projekt beteiligten Unternehmen und der Verband der Bayerischen Papierfabriken zusammen.
Ergebnis
Die Abfälle verwendet die bayerische Papierindustrie nahezu vollständig, beispielsweise als umweltverträglichen Ersatzbrennstoff in der Zementindustrie oder als Zuschlagstoff für Ziegel. Das schont Ressourcen und ist zudem wirtschaftlich. Dennoch zeigte die Analyse erhebliche Optimierungsmöglichkeiten auf. Wenn sich die Unternehmen vernetzen, die anfallenden Reste unternehmensübergreifend bündeln und an wenigen Standorten in großen Anlagen zur Strom- und Wärmeerzeugung verwerten würden statt wie bisher in vielen Kleinanlagen können Millionenbeträge eingespart werden.
Projekt 2: Ökoeffiziente Papierprodukte - Stoff- und Energieflüsse in Produktlebenswegen
Ziel
Die Produkte und Produktionsprozesse der bayerischen Papierindustrie weisen ökologisch und ökonomisch bereits einen hohen Standard auf. Erhebliche Verbesserungen der Umweltwirkungen und Wirtschaftlichkeit sind vielfach nur noch durch lebenswegübergreifende Ansätze möglich. Mit dem IPP-Instrument der Ökoeffizienzanalyse sollten daher fünf Papierprodukte über ihre gesamte Wertschöpfungskette untersucht werden. Mögliche Verbesserungsansätze sollten dem Ausgangs zustand gegenübergestellt und so Entlastungspotenziale für die Umwelt und Ansätze zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit aufgezeigt werden.
Vorgehensweise
Unter der Leitung von bifa analysierte das Projektteam die Produkte Buch, Katalog, Küchenrolle, unbedruckte Wellpappeverpackung und Zeitung. Zunächst wurden Stoff- und Energieverbrauch, Emissionen und Transporte zu allen Lebenswegabschnitten von der Rohstofferzeugung über die Papierherstellung und -verarbeitung bis zur Verwertung ermittelt. Mit diesen Daten wurde ein Ökoeffizienzanalyse-Modell zur detaillierten Darstellung und Bewertung sämtlicher Stoff- und Energieströme sowie der Kosten aufgebaut. Dieses Modell wurde eingesetzt, um eine Vielzahl von Ansätzen zur Verbesserung der Ökoeffizienz zu untersuchen.
Ergebnisse
Der Holzeinsatz zur Papiererzeugung ist ökologisch deutlich vorteilhafter als die Verbrennung zur Energiegewinnung. Aus Papier werden Produkte hergestellt und zusätzlich beim Papierrecycling nicht mehr geeignete Fasern energetisch verwertet. Solche Kaskadenlösungen sollten vorangetrieben werden.
Der Altpapiereinsatz in geeigneten Anwendungen, z. B. unbedruckte Wellpappeverpackungen oder Tageszeitungen, bietet erhebliche Vorteile für Kosten und Umwelt, weil die Aufbereitung von Altpapier wesentlich kostengünstiger und umweltschonender ist als die Papierherstellung aus Holz. Wichtig ist daher die langfristige Sicherung einer flächendeckenden, getrennten Altpapiersammlung.
Projekt 3: Optimierung und Sicherung von Altpapierkreisläufen durch IPP: Klima- und Ressourcenschutz durch Kooperation über die Wertschöpfungskette
Ziele:
Der mit IPP-Instrumenten unterstützte Kommunikations- und Kooperationsprozess der Akteure entlang der Wertschöpfungskette hatte zum Ziel:
- Optimierung und Sicherung der Altpapierkreisläufe im Hinblick auf Verfügbarkeit und Qualität
- Sicherung des Einsatzes von Altpapier und altpapierbasierten Verpackungen
- Erarbeitung von Kooperations- und Optimierungsansätzen
Ergebnisse:
In methodisch intensiv vorbereiteten Workshops wurden Chancen und Risiken für den Altpapierkreislauf mit den Beteiligten analysiert und drei „Hot Spots“ identifiziert: „Eintrag von Problem- und Fremdstoffen ins Altpapier“, „unzureichende Ausschöpfung ökologischer und Mengen sichernder Potenziale in den Vertragsbeziehungen“ sowie „steigende Komplexität der Aufbereitungstechnologien und Abstimmungsprozesse durch neue Produktentwicklungen“. Für diese drei Handlungsfelder wurden detaillierte Problembeschreibungen entwickelt und zu einem gemeinsamen Verständnis verdichtet. Die Perspektiven der verschiedenen Akteure wurden gesammelt und gemeinsam 25 Handlungsoptionen erarbeitet. In einem Planspiel wurden Konsens- und Dissensbereiche sowie Barrieren für die Umsetzung analysiert und Wege zu deren Überwindung entwickelt. Sechs Handlungsoptionen mit großem Wirkpotenzial und guten Realisierungschancen wurden ausgewählt, Konsequenzen analysiert sowie Handlungsempfehlungen für die Beteiligten der Wertschöpfungskette und für die Politik abgeleitet.