Situation und Herausforderungen für Bayern
Rohstoffsituation in Bayern
Der weltweite Bedarf an Rohstoffen hat sich seit 1970 verdreifacht. Bei einer prognostizierten Weltbevölkerung von über 9 Milliarden Menschen im Jahr 2050 und einer rasanten wirtschaftlichen Entwicklung der Schwellenländer ist davon auszugehen, dass die Rohstoffnachfrage weiterhin stark zunehmen wird. Damit übersteigt die Nutzung von natürlichen Ressourcen die ökologische Tragfähigkeit der Erde deutlich.
Gleichzeitig ist die Anzahl der genutzten chemischen Elemente stark angestiegen. Die moderne Industriegesellschaft greift heutzutage auf rund 90 Elemente und damit auf über 80 Prozent der Elemente des Periodensystems zurück. Die zunehmende Technisierung der Gesellschaft führt zu einer steigenden Materialdiversität (Vielfalt an Materialien und Materialkomplexen). Viele der genutzten Stoffe und Materialien sind aufgrund der Nutzung in Kleinstmengen und durch Vermischung schwer wiedergewinnbar oder verteilen sich unwiederbringlich in unserer Umwelt - letzteres wird als Dissipation bezeichnet (lateinisch: dissipare = zerstreuen). Solche Materialkomplexe wie sie bspw. in technologischen Gerätschaften zu finden sind, erfordern aufwendige, komplexe und dadurch häufig noch nicht wirtschaftlichen Recyclingverfahren.
Bayern verfügt über erhebliche Vorkommen an mineralischen Massenrohstoffen (sog. Steine und Erden), die insbesondere für die bayerische Bauwirtschaft unverzichtbar sind. Allerdings sind diese mineralischen Rohstoffe nur in begrenztem Maß nutzbar und die Vorkommen regional begrenzt.
Für alle anderen Stoffe - insbesondere bei den für die Hightech-Industrie wichtigen Metalle und speziellen Industriemineralen – ist Bayern fast ausschließlich auf Importe angewiesen. Für viele dieser Rohstoffe bestehen zunehmend Versorgungsrisiken beispielsweise aufgrund von Handelsbeschränkungen oder politisch instabilen Verhältnissen in den Förderländern. Gleichzeitig ist die Umweltbelastung bei der Förderung dieser Rohstoffe nicht zu vernachlässigen.
Um den Ressourcenverbrauch nachhaltig zu senken und unsere wertvollen Ressourcen zu schonen, ist eine Transformation hin zu einer Kreislaufwirtschaft von Grundlegender Bedeutung.
Der Bayerische Weg in eine nachhaltige Ressourcenpolitik
Bayern hat die Herausforderung eines nachhaltigen Ressourceneinsatzes frühzeitig erkannt und entsprechende Maßnahmen eingeleitet. So setzt die Abfallpolitik in Bayern seit über 20 Jahren konsequent auf die abfallwirtschaftliche Zielhierarchie. Ziel ist es, den Ressourcen- und Rohstoffverbrauch vom Wirtschaftswachstum weiter zu entkoppeln und damit die Ressourcenkompetenz Bayerns zu stärken. Denn ein sparsamer und effizienter Einsatz von Ressourcen ermöglicht nachhaltiges Wachstum und einen generationengerechten Wohlstand, indem es unsere Umwelt entlastet und zum Klimaschutz beiträgt.
Seit vielen Jahren setzen sich neben Bayern viele andere Bundesländer, die Bundesregierung und die Europäische Union für den Ressourcenschutz und eine Transformation zu einem kreislauforientierten Wirtschaftssystem ein. Die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie sowie der European Green Deal bringt zahlreiche marktwirtschaftliche und regulatorische Herausforderungen für bayerische Unternehmen und die Verwaltung mit sich.
Um in diesem anspruchsvollen Umfeld Orientierung zu geben und Leitplanken für gute Lösungen zu setzen wird derzeit eine Bayerische Kreislaufwirtschaftsstrategie entwickelt.