Besondere Meldungen über bayerische kerntechnische Anlagen und Transporte
Meldepflichtiges Ereignis im Kernkraftwerk Isar 2 (KKI 2): „Befunde an Dämpfungseinrichtungen von Rückschlagklappen im nuklearen Zwischenkühlwassersystem KAA“ (ergänzt am 27.07.2018)
Datum des Ereignisses:
21.04.2018
Meldung des Betreibers:
Mit Meldung vom 26.04.2018 und einer Ergänzungsmeldung vom 27.07.2018 hat die Betreiberin des KKI 2 dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz folgendes Ereignis gem. § 6 Atomrechtliche Sicherheitsbeauftragten- und Meldeverordnung angezeigt:
Betriebszustand vor dem Ereignis:
LeistungsbetriebBeschreibung:
Am Samstag den 21.04.2018 wurde bei einem routinemäßigen Rundgang des Schichtpersonals eine gelockerte Stellungsanzeige an der Rückschlagklappe KAA30 AA004 auf der Druckseite der nuklearen Zwischenkühlwasserpumpe KAA30 AP001 festgestellt. Um die ordnungsgemäße Funktion der Klappe nachzuweisen, wurden die Pumpen KAA30 AP001 und KAA31 AP001 nacheinander gestartet. Dabei wurde festgestellt, dass die Dämpfungseinrichtungen an den Rückschlagklappen KAA30 AA004 und KAA31 AA004 nicht wie vorgesehen wirksam waren. Bei der Klappe KAA30 AA004 wurde darüber hinaus festgestellt, dass die Klappe nach Abschalten der Pumpe KAA30 AP001 in AUF-Stellung verharrte. Beim Start der parallelen Pumpe KAA31 AP001 schloss die Klappe mit deutlich wahrnehmbaren Geräusch, da sie ungedämpft in den Sitz gedrückt wurde. Die Inspektion der Dämpfungseinrichtungen der beiden Klappen ergab Fressspuren am Kolben sowie an der Laufbuchse der Dämpfung im Bereich der Gewindestifte. An der Klappe KAA30 AA004 war die Schließfeder auf der Klappenwelle gebrochen. Eine Überprüfung der Rückschlagklappen in den anderen Redundanzen ergab noch eine Auffälligkeit an KAA21 AA004. Dort ließ sich die Stellungsanzeige der Dämpfung leer durchdrehen. Die Dämpfungsfunktion der Klappe wurde zu diesem Zeitpunkt aber als gegeben angesehen. Im BEW 2018 wurden weitere Inspektionen an den Dämpfungseinrichtungen durchgeführt. Bei der Klappe KAA30 AA004 war die Gängigkeit leicht auffällig, aber die Funktion gegeben. Bei KAA31 AA004 war der Dämpfungskolben im ausgebauten Zustand in ZU-Stellung blockiert. Bei der Befundung wurden Riefen im Bereich zwischen Führungsbuchse und Führungszapfen festgestellt. Die Inspektion der Dämpfungseinheit der Klappe KAA20 AA004 war befundfrei. Bei der Klappe KAA21 AA004 mit Auffälligkeiten an der Stellungsanzeige der Dämpfung wurden fehlende Teile (Taststift, Kolben, Laufbuchse, Druckfeder, Kopf der Zylinder-schraube, Scheibe, Gewindestift) festgestellt.Auswirkungen:
Beim Zuschalten der nuklearen Zwischenkühlwasserpumpe KAA31 AP001 kam es zum Übersteuern des betrieblichen Messumformers KAA30 CP010. Alle sicherheitstechnisch notwendigen Öffnungs- und Schließfunktionen der Rückschlagklappen standen stets uneingeschränkt zur Verfügung. Hinsichtlich der fehlenden Teile der Dämpfungseinheit an der Klappe KAA21 AA004 ist aufgrund des Inspektionsumfangs sowie der Funktionsprüfungen der Schnellschluss- und der Gebäudeabschlussklappen auszuschließen, dass sicherheitstechnisch wichtige Einrichtungen beeinträchtigt werden. Zu den im Betriebskühlkreis (KAB) vorhandenen Kühlstellen gibt es keinen Bypass, sodass die größeren Teile (Kolben, Laufbuchse, Feder) dort gefangen sind und nicht über den Rücklauf wieder in das KAA-System gelangen können. Die kleineren Teile stellen aufgrund ihrer Größe und ihres Gewichts kein Potenzial für Schäden im Sicherheitssystem dar.Maßnahmen, Behebung:
Austausch der Klappe KAA30 AA004 gegen eine neue Ersatzklappe. Die gebrochene Schließfeder wird metallographisch untersucht. Tausch der Dämpfungseinrichtung der Klappe KAA31 AA004 gegen ein Reserveteil. Tausch des betrieblichen Messumformers KAA30 CP010. Zusätzlich wurde das komplette System KAA30 begangen und im BEW 2018 einer Druckprüfung unterzogen. Es wurden keine weiteren relevanten Befunde festgestellt. Im BEW 2018 wurden die Führungsbuchsen der Dämpfungseinheiten der Klappen KAA30/31 AA004 und KAA20 AA004 gegen Ersatzbauteile getauscht. Die Armatur KAA21 AA004 wurde durch eine neue lagerhaltige Ersatzklappe ersetzt. Der Durchmesser der Laufbuchsen wurde in Absprache mit dem Hersteller an allen vier Armaturen auf die maximale Toleranzgrenze erweitert. Bei der Klappe KAA31 AA004 wurde zusätzlich der Kolben der Dämpfungseinheit gegen ein Ersatzteil mit korrekter Härte getauscht. Zur Suche der fehlenden Teile der Dämpfung bei KAA21 AA004 wurde der Strang KAA20 inklusive der Schnellschlussklappen mittels Sichtprüfung, teilweise unter Zuhilfenahme von Endoskopen, inspiziert. Dabei wurden, bis auf den Kopf der abgerissenen Zylinderschraube (Endanschlag Kolben), keine der fehlenden Teile gefunden. Es ist davon auszugehen, dass die Teile mit der Hauptströmung in das betriebliche KAB-System eingetragen wurden.Einstufung durch den Betreiber:
Meldekategorie ""N"" (= Normal)
Internationale Bewertungsskala INES = 0 (keine oder sehr geringe sicherheitstechnische Bedeutung)
Aufsichtsbehörde:
Das Ereignis hatte keine unzulässigen Auswirkungen auf den Anlagenbetrieb und die Umgebung.