FAQs zum Rückbau von Kernkraftwerken:
Wer baut ein Kernkraftwerk zurück?
Der Rückbau eines Kernkraftwerks liegt in der Verantwortung der Kraftwerks-Betreiber. Diese setzen dazu einerseits eigene Mitarbeiter ein, die auch bereits während des Leistungsbetriebs im Kraftwerk tätig waren und mit der Vielzahl an Systemen und Einrichtungen bestens vertraut sind. Zusätzlich bedienen sie sich auch der Unterstützung von qualifizierten Fremdfirmen, die unter der Anleitung des eignen Personals Arbeiten durchführen.
Wann darf ein Kernkraftwerk überhaupt zurückgebaut werden? Was sind die Voraussetzungen?
Das Atomgesetzt regelt die restliche Laufzeit der Kernkraftwerke und legt fest, dass diese anschließend unverzüglich stillzulegen und abzubauen sind. Diese Stilllegung und der Abbau der Anlage bedürfen wiederum einer Genehmigung gemäß Atomgesetz. Dabei muss die Erfüllung der Genehmigungsvoraussetzungen nachgewiesen werden, so muss unter anderem die nach dem Stand von Wissenschaft und Technik erforderliche Vorsorge gegen Schäden getroffen sein. Für den Rückbau gelten die gleichen strengen Sicherheitsvorgaben wie für den Betrieb eines Kernkraftwerks.
Wie lange dauert der Rückbau eines Kernkraftwerks?
Der Rückbau der Systeme und Komponenten eines Kernkraftwerks erstreckt sich über einen Zeitraum von ca. 10 bis 15 Jahren. Im Anschluss werden die verbliebenen Gebäudestrukturen dekontaminiert, freigemessen und einer anderweitigen Nutzung zugeführt oder abgerissen.
Warum dauert der Rückbau eines Kernkraftwerks mehr als zehn Jahre?
Für den langen Zeitraum, den der Rückbau eines Kernkraftwerks in Anspruch nimmt, sind mehrere Faktoren verantwortlich: Zum einen ist ein Kernkraftwerk eine sehr komplexe Anlage mit einer Vielzahl an Komponenten und Systemen. Das bedeutet viele tausend Armaturen, Rohrleitungen, Behälter, Apparate, Kabel und Schaltschränke verteilt auf mehrere hundert Räume in gut einem Dutzend Gebäude. Ein Teil dieser Systeme und Komponenten wird dabei auch noch während des Rückbaus benötigt. Alle Systeme und Komponenten werden nach einem genauen Plan der Reihe nach abgebaut und zerlegt. Des Weiteren werden alle Systeme und Komponenten während des Abbaus und der Zerlegung hinsichtlich vorhandener Radioaktivität untersucht. In den meisten Fällen kann diese Radioaktivität an den abgebauten und zerlegten Komponenten und Systeme durch eine Reinigung entfernt werden. Diese Teile können dann nach einer sog. Freimessung, die unter staatlicher Kontrolle erfolgt, in den regulären Wertstoffkreislauf gegeben werden. Die Teile, die nicht gereinigt werden können sowie die abgereinigte Radioaktivität werden entsprechend der Vorgaben für das Endlager Schacht Konrad bearbeitet und verpackt.
Welche Anforderungen stellt der Rückbau eines Kernkraftwerks?
Der Rückbau eines Kernkraftwerks erfordert die interdisziplinäre Zusammenarbeit mehrerer Fachbereiche. In den Komponenten und Systemen eines Kraftwerks sind Apparate- und Anlagentechnik mit Elektro- und Leittechnik verbunden. Die Spezialisten der jeweiligen Disziplinen planen zusammen mit den Fachleuten von Strahlenschutz, Entsorgung und Logistik den jeweiligen Abbau. Dafür ist insbesondere das Fachwissen des Kraftwerkspersonals aus dem Leistungsbetrieb von Vorteil. Daher ist es günstig unmittelbar nach Beendigung des Leistungsbetriebs mit den Rückbautätigkeiten zu beginnen, denn dann kann auf das zumeist über Jahrzehnte erworbene Fachwissen des Anlagenpersonals zurückgegriffen werden.
Welche Teile eines Kernkraftwerks werden zuerst zurückgebaut?
Die zeitliche Abfolge des Abbaus der Komponenten und Systeme eines Kernkraftwerks ist abhängig von deren Bedeutung für die Einhaltung der jeweiligen Schutzziele: Kontrolle der Reaktivität, Kühlung der Brennelemente, Einschluss radioaktiver Stoffe und Begrenzung der Strahlenexposition. Komponenten und Systeme, die nicht mehr zur Einhaltung dieser Schutzziele benötigt werden, können abgebaut werden. Befinden sich beispielsweise keine Brennelemente mehr in der Anlage, sind die Systeme zu deren Aufbewahrung und Kühlung nicht mehr erforderlich. Sie können dauerhaft außer Betrieb genommen sowie im Anschluss abgebaut werden.
Wer finanziert den Rückbau der Kernkraftwerke?
Der Rückbau der Kernkraftwerke, der pro Anlagenblock ca. 1 Milliarde Euro kostet, wird vollständig von den Betreibern finanziert. Sie haben dazu entsprechende Rückstellungen gebildet. Unabhängig davon haben die Betreiber für die Entsorgung der beim Rückbau anfallenden radioaktiven Abfälle über 24 Milliarden Euro in einen Entsorgungsfonds einbezahlt.
Warum werden die Kernkraftwerke bereits abgebaut, obwohl noch kein Endlager in Betrieb genommen wurde?
Im Atomgesetz ist festgelegt, dass Kernkraftwerke nach der Beendigung des Leistungsbetriebs „unverzüglich stillzulegen und abzubauen“ sind. Das hat den Vorteil, dass für den unverzüglichen Abbau das Personal aus dem Leistungsbetrieb mit seinem umfassenden Anlagen- und Fachkenntnissen noch zur Verfügung steht. Das Vorhandensein eines Endlagers ist nach dem Atomgesetz jedoch nicht Vorbedingung für den unverzüglichen Abbau.
Wie viel Abfall fällt beim Rückbau eines Kernkraftwerks an? Muss das gesamte Kernkraftwerk als radioaktiver Abfall in ein Endlager verbracht werden?
Die weit überwiegende Menge der beim Betrieb eines Kernkraftwerks anfallenden Radioaktivität befindet sich in den abgebrannten Brennelementen. Diese werden in zugelassene Transport- und Lagerbehälter verpackt und in den Standort-Zwischenlagern eingestellt. Das Kernkraftwerk besteht aus einer Vielzahl von Komponenten und Systemen, verteilt auf mehrere Gebäude. Nur in wenigen Gebäuden wurden Kontrollbereiche eingerichtet, in denen der Umgang mit Radioaktivität überhaupt erlaubt ist. Der überwiegende Anteil aller beim Rückbau anfallenden Materialien war entweder nie mit radioaktiven Stoffen in Kontakt gekommen oder kann durch die zur Verfügung stehender Dekontaminationstechniken gereinigt werden. Insgesamt müssen etwa 1-2 % der beim Rückbau anfallenden Reststoffe als radioaktiver Abfall einer Endlagerung zugeführt werden. Was passiert mit den Brennelementen, nachdem ein Kernkraftwerk abgeschaltet wurde? Die Brennelemente erzeugen Wärme, weshalb sie im Brennelementlagerbecken unter Wasser gekühlt werden müssen. Die Wärmeerzeugung im Laufe der Zeit geht kontinuierlich zurück. Nach einer Abklingzeit von ca. fünf Jahren können die abgebrannten Brennelemente dann in zugelassene Transport- und Lagerbehälter verpackt und in das Standort-Zwischenlager gestellt werden.