Wertstoffhöfe, Gelber Sack und Wertstofftonne: Kosten, Umwelt und Akzeptanz im Vergleich
Wertstoffhöfe haben in vielen Städten und Landkreisen Bayerns zentrale Bedeutung. Diese Besonderheit der bayerischen Entsorgungsstruktur hat spezifische Vorteile, wird in gewissen Bereichen aber auch immer wieder in Frage gestellt.
Hochentwickelte Sortiertechnologien bieten neue Perspektiven bei der Trennung von Wertstoffgemischen. Die Neuordnung des Kreislaufwirtschafts- und Abfallrechts forciert die Diskussion über die Einführung der Wertstofftonne. Vor diesem Hintergrund führte das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz in Zusammenarbeit mit dem bifa Umweltinstitut, dem Zweckverband für Abfallwirtschaft Kempten (ZAK) und der Fachhochschule Kempten einen Vergleich des Wertstoffhofsystems mit der Erfassung von Leichtverpackungen (LVP) im Holsystem und der Erfassung über eine einheitliche Wertstofftonne hinsichtlich Umweltwirkung, Kosten und Akzeptanz bei der Bevölkerung durch.
Zur Realisierung der Untersuchungsziele wurden eine Ökoeffizienzanalyse zweier Varianten des Wertstoffhofsystems (WSH alt und WSH neu), eine Analyse der Akzeptanz und des Nutzerverhaltens der Bürger sowie ein Ökoeffizienzvergleich mit zwei alternativen Systemen zur Wertstofferfassung („Gelber Sack“ und „Wertstofftonne“) am Beispiel des ZAK durchgeführt. Durch Einführung der gemischten LVP-Erfassung im Bringsystem und durch die Erfassung im Holsystem lassen sich die Sammelmengen an Wertstoffen, im Vergleich zur sortenreinen Erfassung im Bringsystem, durch Mobilisierung von Wertstoffanteilen aus dem Hausmüll steigern. Parallel steigt die miterfasste Menge an Hausmüllbestandteilen, die als Reste aus der Sortierung einer Beseitigung zugeführt werden müssen.
Im Vergleich der Erfassungssysteme ist die gemischte LVP-Erfassung am Wertstoffhof mit Hilfe des Wertstoffsacks die ökoeffizienteste Lösung. Die Ökoeffizienz der sortenreinen Erfassung am Wertstoffhof ist ähnlich derjenigen der Holsystem-Szenarien. Im Vergleich der Holsystem-Szenarien sind keine signifikanten Unterschiede in der Ökoeffizienz der Szenarien Gelber Sack und Wertstofftonne auszuweisen.
Im Fokus der Kostenbetrachtung stehen die einzelwirtschaftlichen Kosten des ZAK. Dies sind die Aufwendungen u.a. für die LVP-Erfassung an den Wertstoffhöfen oder die Entsorgung der relevanten Hausmüllanteile und Kostenerstattungen zwischen den Dualen Systemen und dem ZAK für gewährte Dienstleistungen. Die aktuelle Situation der gemischten LVP-Erfassung am Wertstoffhof stellt für den ZAK die kostenmäßig günstigste Variante dar.
Der Ausbau der getrennten Wertstofferfassung und die Vermeidung von Emissionen im Bereich der Erfassung führen zu umweltbezogenen Vorteilen für die Holsystem-Szenarien im Vergleich zu den Bringsystem-Szenarien. Das Szenario Wertstofftonne hat vor dem Szenario Gelber Sack die höchste Umweltentlastung.
Quantitative Befragung zu Akzeptanz und Nutzung
Im Rahmen des Projekts wurden über 700 Bürger an Wertstoffhöfen und in Ortszentren zu Nutzerverhalten und Akzeptanz des Wertstoffhofsystems befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass das aktuelle (Bring-)System des ZAK intensiv genutzt und sehr positiv beurteilt wird. Werden die Befragten allerdings vor die Wahl gestellt, statt des Wertstoffsacks eine Gelbe Tonne beziehungsweise Gelbe Säcke oder eine Wertstofftonne mit kostenloser Abholung zu nutzen, möchten nur noch 29% der Befragten den Wertstoffsack behalten. 38% entscheiden sich spontan für die Wertstofftonne, während 33% den Gelben Sack beziehungsweise die Gelbe Tonne präferieren. Auch wenn die Wertstofftonne vielen zumindest spontan zu gefallen scheint, löst sie doch gleichzeitig starke Bedenken, wenn nicht sogar Unbehagen aus; denn sie widerspricht dem etablierten und als positiv empfundenen Gedanken der Abfalltrennung.