Donau-Ausbau in Bayern
Seit Jahren wird über den Donauausbau im 69 Kilometer langen Flussabschnitt zwischen Straubing und Vilshofen diskutiert.
Ministerpräsident Horst Seehofer hat sich auf einer Donaubereisung am 10.12.2012 im Vorfeld der endgültigen Entscheidung über den Donauausbau zwischen Straubing und Vilshofen unmittelbar vor Ort informiert. Begleitet wurde er dabei von Umweltminister Dr. Marcel Huber und Wirtschaftminister Martin Zeil. Mit Experten wurden die ökonomisch-verkehrlichen, die wasserbaulichen und ökologischen Aspekte sowie die Belange des Hochwasserschutzes erörtert.
Entscheidung für einen sanften Donausausbau
Das Bayerische Kabinett hat am 27. Februar 2013 für einen sanften Donauausbau zwischen Straubing und Vilshofen entschieden. Damit ist der Weg frei für einen umweltverträglichen Donauausbau im gesamtgesellschaftlichen Konsens. Mit diesem tragfähigen Kompromiss bleibt zum einen die einmalige Artenvielfalt des Naturraums erhalten, zum anderen wird die Region als wirtschaftlicher Standort gestärkt.
Demnach wird die Donau flussbaulich auf 54 Kilometer unter Zurückstellung des Abschnittes zwischen der Isarmündung und der Mühlhamer Schleife nach der Variante A ausgebaut. In der Mühlhamer Schleife bei Aicha werden kein Stauwehr und kein Stichkanal gebaut. Dazu wird kein Verfahren eingeleitet.
Umfassendes Hochwasserschutz-Konzept nach Variante A
Für die gesamte Strecke von 69 Kilometer wird ein umfassendes Hochwasserschutz-Konzept nach Variante A erstellt. Für die Umsetzung des Hochwasserschutzes stellt die Bayerische Staatsregierung Sonderfinanzierungsmittel in Höhe von 315 Millionen Euro bis zum Jahr 2024 bereit. Bereits 2013 wurde mit dem Bau der Hochwasserschutzmaßnahmen begonnen. Dafür wird ein Startpaket von über 100 Millionen Euro geschnürt.
Die Entscheidung erfolgte auf Grundlage der EU-geförderten Studie. Die wichtigsten Ergebnisse sind in nachfolgender Tabelle "Vergleich der Ausbauvarianten A und C280" gegenübergestellt:
Vergleich der Ausbauvarianten A und C280 |
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Variante A | Variante C280 | Bewertung | |
Flussbauliche Maßnahmen |
• 67 neue Buhnen • 8 neue Parallelwerke • 450.000 m3 Sohlbaggerungen einmalig • 72.000 m3 /Jahr Unterhaltsbaggerungen • kein Stauwehr • kein Durchstich |
• 59 neue Buhnen • 6 neue Parallelwerke • 1.200.000 m3 Sohlbaggerungen einmalig • 79.000 m3 /Jahr Unterhaltsbaggerungen • 2 - 3 m hoher Aufstau bei Mittel- und Niedrigwasser • 2,3 km langer Durchstich • Schleuse (Hubhöhe 5,2 m) |
Flussbauliche Maßnahmen sind bei beiden Varianten in der Summe gleich. Allerdings sind bei C280 zur Herstellung der größeren Wassertiefe auf der gesamten Strecke von Straubing bis Vilshofen deutlich tiefere Ausbaggerungen (45 cm) erforderlich. Variante A ist sanfter als C280, weil sie ohne Stauwehr und Durchstichkanal an der Mühlhamer Schleife auskommt. |
Nutzen-Kosten- Verhältnis |
6,6 worst case 2,9 (ohne Verlagerung, Kostenmehrung) |
7,7 worst case 3,0 (ohne Verlagerung, Kostenmehrung) |
Beide Varianten sind hochgradig wirtschaftlich. |
Verkehrsprognose | 11,02 Mio. t (Prognose Ist-Zustand: 9,85 Mio. t) |
12,83 Mio. t (Prognose Ist-Zustand: 9,85 Mio. t) |
60 % Mehrwert bei C280 geht auf Angaben von VOEST Alpine (Österreich) zurück. Verkehrliche Entlastung für A3 im Vergleich zu Variante A bei C280 nur rund 140 LKW täglich (entspricht rund 0,3 % des Verkehrsaufkommens auf A3). |
Abladetiefe potentiell / effektiv erreichbar |
2,50 m: 215 / 200 Tage 2,20 m: 291 / 280 Tage |
2,50 m: 301 / 301 Tage 2,20 m: 361 / 361 Tage |
Beide Varianten bringen verkehrliche Verbesserungen. |
Hochwasserschutz Ziel | Ziel "Schutz der Bevölkerung vor einem hundertjährlichen Hochwasserereignis" (HQ100) wird bei beiden Varianten erreicht. | Bei C280 mit lang dauernden Klageverfahren zu rechnen, wodurch Umsetzung des HWS erheblich zeitlich verzögert wird. | |
Ökologie | • Eingriffsflächen einschließlich der Bauflächen für Wasserstraßenausbau inklusive Hochwasserschutz: 860 ha
• Kompensationserfordernis für reophile Fische: 37,3 ha • Grundwasserdruckhöhen werden bei RNW nur lokal auf 3,5 ha um bis zu 0,6 m erhöht |
• Eingriffsflächen einschließlich Bauflächen für Wasserstraßenausbau inklusive Hochwasserschutz: 995 ha
•Kompensationserfordernis für reophile Fische: 102 ha •Grundwasserdruckhöhen (> 0,2 m) verändern sich bei RNW flächig auf ca. 1.994 ha • Bau des Durchstichs bedeutet großen Verbrauch bester Ackerböden benötigt über 16 ha Fläche. |
Vorhabensflächenbedarf bei Variante C280 rund ein Quadratkilometer größer als bei Variante A.
Variante A Variante C280 |
Kosten (netto) | Verkehrlicher Ausbau ca. 80 Mio. € Hochwasserschutz ca. 380 Mio. € ; davon ausbaubedingter Hochwasserschutz ca. 80 Mio. € | Verkehrlicher Ausbau ca. 260 Mio. € Hochwasserschutz ca. 340 Mio €; davon ausbaubedingter HWS ca. 60 Mio. € | Verkehrlicher Ausbau bei Variante C280 mehr als das Dreifache teurer als verkehrlicher Ausbau bei Variante A, wobei der ausbaubedingte Hochwasserschutz bei Variante A um 20 Mio. € teurer ist. |
Ein Projekt dieser Größenordnung bringt einen großen Informations- und Abstimmungsprozess mit allen beteiligten Personen, Behörden und Verbänden mit sich. Mit der Website www.lebensader-donau.de können sich Anwohner, Eigentümer, Betroffene und interessierte Bürgerinnen und Bürger über die Planungen, Bauarbeiten und den Stand in den jeweiligen rechtlichen Verfahren informieren.
Ein umfangreiches Konzept zur Öffentlichkeitsarbeit ist unabdingbar, damit die Betroffenen frühzeitig eingebunden und informiert werden können.
Neben der neuen Website werden derzeit weitere Kommunikationsmittel zum Hochwasserschutz an der niederbayerischen Donau realisiert, wie beispielsweise ein neues Infozentrum im Schiffmeisterhaus Deggendorf, eine Wanderausstellung, mobile Infoterminals, Pavillons und vieles mehr.