Bayerns Lebensräume
Bayerns Wälder, Wiesen, Gewässer, Moore und Berge sind einzigartige Lebensräume, die den Reiz, die Schönheit und die Unverwechselbarkeit Bayerns ausmachen. Naturnahe Biotope ebenso wie unsere traditionellen Kulturlandschaften beherbergen wertvolle Naturschätze. Mit dem Erhalt der vielfältigen Lebensräume wird das landschaftliche Erbe Bayerns gesichert.
In besonderer Weise müssen Lebensraumtypen wie Hochmoore, Streu- und Buckelwiesen, für die Bayern eine besondere internationale Verantwortung hat, im Mittelpunkt der Aktivitäten stehen. Denn diese Biotoptypen haben innerhalb Mitteleuropas bei uns ihren Verbreitungsschwerpunkt. Als einziges deutsches Bundesland mit Alpenanteil trägt Bayern in besonderem Maße Verantwortung für den Erhalt der alpinen Lebensräume und der dort beheimateten Tier-, Pflanzen- und Pilzarten.
Verteilung der Artenvielfalt auf Hauptlebensräume
Die Verteilung der Artenvielfalt auf die Hauptlebensraumtypen in Bayern (nach einem Ergebnis der Zuordnung einer repräsentativen Stichprobe von 100 Arten) sieht wie folgt aus:
- Wald 51%
- Trockenbiotope 14%
- Grünland 13%
- Gewässer 9%
- Moore 5%
- Alpine Lebensräume 3%
- Siedlung 2%
- Acker 1%
Relative Artenfülle bezogen auf den Flächenanteil der Hauptlebensraumtypen
- Trockenbiotope: Artenanzahl ca. 30
- Moore: Artenanzahl ca. 10
- Gewässer: Artenanzahl ca. 5
- Alpine Lebensräume: Artenanzahl ca. 3
- Wald: Artenanzahl ca. 2
- Acker: Artenanzahl 1
Kulturlandschaft
Bayern verfügt über eine beeindruckende Vielfalt an Kulturlandschaften, die durch die Jahrhunderte lange menschliche Tätigkeit entstanden sind. Besondere Bedeutung für den Artenschutz haben Grünland-Lebensraumtypen wie Berg- und Flachlandmähwiesen, Streuwiesen, Magerrasen, Sandrasen, Zwergstrauchheiden und Hochstaudenfluren, aber auch Weinberglandschaften, alte Abbaustellen und strukturreiche Agrarlandschaften. Die zunehmende Intensivierung, Monotonisierung und Zerschneidung des Offenlandes bewirken eine stark rückläufige Artenvielfalt. Deshalb setzen viele Artenschutzprogramme zur Stabilisierung und Verbesserung der Artenvielfalt in der Kulturlandschaft an.
Wälder
Knapp ein Viertel der deutschen Wälder befinden sich in Bayern. Da dieser Lebensraumtyp bis zum Beginn landwirtschaftlicher Aktivitäten des Menschen vorherrschend war, sind die meisten der ursprünglich hier heimischen Pflanzen, Tiere und Pilze primär waldbewohnende Arten. Deshalb beherbergen ungenutzte und naturnahe Wälder eine sehr große Artenvielfalt. Dem Menschen liefern die Wälder und Forste nicht nur den Rohstoff Holz, sondern sie sorgen auch für sauberes Wasser und gesunde Luft, bieten Erholungsraum und schützen vor Naturgefahren wie Lawinen, Muren und Steinschläge. Schließlich leisten sie einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz.
Städte und Dörfer
Städte und Dörfer können artenreiche Refugien für Tiere, Pflanzen und Pilze sein. Sie zeichnen sich oft durch ein kleinräumiges Mosaik unterschiedlichster Lebensraumtypen und einen großen Strukturreichtum aus. Typische Lebensräume sind z. B. Parkanlagen, Friedhöfe und Gärten mit altem Baumbestand, Magerwiesen, Streuobstwiesen, Gebüsch- und Heckenstrukturen. Siedlungen bieten auch Ersatz- oder zusätzliche Lebensräume für spezialisierte Arten. Auch Arten aus wärmeren Regionen können sich in Städten vermehrt ansiedeln, weil es dort wärmer und trockener als in der umgebenden Landschaft ist. Vor allem in den Städten ist Natur auch ein wesentlicher Faktor für Naherholung, Lebensqualität und Naturerfahrungsmöglichkeiten. Nicht zu unterschätzen sind die Ökosystemleistungen wie Frischluftproduktion, Grundwasserschutz und positive Auswirkungen auf das Lokalklima.
Alpen
Das Ökosystem Alpen stellt in vielerlei Hinsicht eine Besonderheit in Bayern dar. Insbesondere wegen der Erhebung über viele Vegetationsstufen, der Refugien für das Überdauern Kälte liebender Arten und der Nähe zur mediterranen Klimaregion ist eine außergewöhnliche Artenvielfalt entstanden. Die Lebensbedingungen in den Alpen sind geprägt von ständigen dynamischen Prozessen sowie den natürlichen und teilweise sehr kraftvollen Wetterereignissen. Die Alpen zählen zu den wichtigsten Ökoregionen der Welt, weil zahlreiche Tier- und Pflanzenarten nur hier zu finden sind. Europaweite Bedeutung haben die Alpen zudem als Wasserreservoir und beliebte Tourismusdestination. Doch mit zunehmendem Nutzungsdruck droht den Alpen ein massiver Artenverlust. Zudem machen sich die Auswirkungen des Klimawandels in den Alpen noch deutlicher bemerkbar.
Gewässer und Auen
Lebensräume in und an Gewässern beherbergen eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten, die auf das Wasser als Lebensstätte, Fortpflanzungsort oder Ausbreitungsmedium angewiesen sind. Ihre Verzahnung mit benachbarten Land-Lebensraumtypen bewirkt eine enorme Artenfülle. Fließgewässer und Auen bilden natürlicherweise einen zusammenhängenden Biotopverbund. Durch Querbauwerke kann dieser leicht unterbrochen werden, sofern kein Ausgleich, etwa mit Fischtreppen oder Umgehungsgerinnen, geschaffen wird.
Moore
Mit ihrer einzigartigen Biodiversität und ihren sehr unterschiedlichen Ausprägungen sind Moore unverwechselbare Bestandteile der landschaftlichen Eigenart Bayerns. Ihr Wert für die Biodiversität liegt bei den naturnahen Niedermooren im Artenreichtum, in den artenärmeren Hochmooren mehr in Vorkommen vielfach hoch spezialisierter und stark gefährdeter Arten. Ursprünglich waren 3 Prozent der Landesfläche Bayerns von Mooren bedeckt, von denen heute nur noch knapp ein Zwanzigstel als intakt gelten kann. Als Speicher für Kohlenstoff haben intakte Moore eine wichtige Bedeutung für den Klimaschutz.
Trockenlebenräume
Zu den Trockenlebensräumen zählen Heiden, Halbtrocken- und Trockenrasen, Sandrasen, Steppenrasen sowie trockene Ausprägungen der Borstgrasrasen und Schutthalden. Etwa 99% der Kalkmagerrasen sind erst durch menschliche Nutzung wie einschürige Mahd, Hüteschafhaltung oder Triftweide entstanden. Trotz der extremen Standortbedingungen zeichnen sich die Magerrasen durch eine besonders hohe Artenvielfalt aus, darunter zahlreiche seltene und hoch bedrohte Tier-, Pflanzen- und Pilzarten. Nahezu alle Trockenlebensräume zählen zu den gesetzlich geschützten Lebensraumtypen und sind für den Erhalt der biologischen Vielfalt von großer Bedeutung. Aufgrund ihrer Naturnähe und ihres Artenreichtums stellen sie darüber hinaus ein großes Kapital für Erholung und Tourismus dar.
Weiterführende Informationen
Links
- Tiere und Pflanzen unserer Heimat
- Unser Naturerbe in Oberbayern - Natura 2000 gemeinsam und erfolgreich umsetzen
- Unser Naturerbe in Niederbayern - Natura 2000 gemeinsam und erfolgreich umsetzen
- Unser Naturerbe in der Oberpfalz - Natura 2000 gemeinsam und erfolgreich umsetzen
- Unser Naturerbe in Oberfranken - Natura 2000 gemeinsam und erfolgreich umsetzen
- Unser Naturerbe in Unterfranken - Natura 2000 gemeinsam und erfolgreich umsetzen
- Unser Naturerbe in Mittelfranken - Natura 2000 gemeinsam und erfolgreich umsetzen
- Unser Naturerbe in Schwaben - Natura 2000 gemeinsam und erfolgreich umsetzen